Mittwoch, 24. Dezember 2008

Clown Conk

Strip-Show am Flughafen

London (dpa). Ein kostümier­ter Clown hat sich bei einer Si­cherheitskontrolle an einem bri­tischen Flughafen bis auf die Un­terhose ausziehen müssen und so eine ungeplante Show geboten. Schlappschuhe, Polizeihelm und Schminke im Gesicht kamen den Kontrolleuren am Flughafen Birmingham seltsam vor. Als es an der Sicherheitsschleuse auch noch piepte, nahmen sie David Vaughan (60) zur Seite. Die Be­amten durchleuchteten das Kos­tüm und fanden ein Metallstück, das den Alarm ausgelöst hatte. „Ich habe extra Plastik-Hand­schellen und eine Plastik-Triller­pfeife mitgenommen, aber ich wußte nicht, daß das Kostüm ein Metallstück hatte", sagte Vaughan gestern. Der Clown war ein Geschenk für benachteiligte Kinder, die ei­nen Rundflug über Birmingham machten. Vaughan mußte nicht nur die Hosen runterlassen. Er wurde auch aufgefordert, die Sei­fenblasen-Flüssigkeit für sein Plastik-Saxophon in eine Tüte zu stecken und die Plastik-Hand­schellen abzugeben.

Dienstag, 23.Dezember 2008

Samstag, 20. Dezember 2008

Die Hohe Schule der Körperkunst

Eine artistische Darbietung wird daran gemessen, wie die Leistungen dem Publikum präsentiert werden. Es geht also nicht nur um das Zeigen von Fähigkeiten, sondern um eine originelle Präsentation, eine publikumswirksame Gestaltung. Der Grad der Beherrschung der Elemente ist nur die eine Seite der Darbietung, die Dramaturgie und die Gestaltungsfähigkeit die andere. Ob hier Begabungen vorliegen, wird sich in der Praxis auf der Bühne zeigen. Eine Clownerie z.B. wird nicht nur glaubhaft durch bunte und groteske Kostüme und ein bemaltes Gesicht. ...

Folgendes Beispiel soll das bestätigen:
In der Artistenschule Dresden bewarben sich im Zeitraum von 15 Jahren über 2.000 Schüler und Jugendliche. 1.000 schieden bei Leistungskontrollen und durch Fluktuation aus - das sind 50 %,
etwa 50 Darbietungen der Oberstufe entstanden in diesem Zeitraum mit durchschnittlich zwei Akteuren - das sind 10 %, 11 Berufsdarbietungen sind entstanden.

Hans-Joachim Busse, Artistik - Hohe Schule der Körperkunst, Leipzig, 1991, S.15/18

Freitag, 19. Dezember 2008

Zirkus in Udmurtien

Natürlich denkt bei Zirkus jeder gleich an Monte Carlo. Aber haben Sie jemals schon vom Zirkus in Udmurtien gehört? In Izhewsk, der Hauptstadt Republik Udmurtien, wurde am 1.September 2003 nach nur dreijähriger Bauzeit ein neues, imposantes Zirkusgebäude eingeweiht. Die Stadt liegt etwa 1.100 km östlich von Moskau entfernt, ist mit 613.300 Einwohnern fast so groß wie Frankfurt/M., hat zwei Universitäten, zwei Akademien, verfügt über zahlreiche Museen und Bibliotheken, und ist die Heimat des großen russischen Komponisten P.I.Tschaikowski.

Zirkus in der Provinz?
Schon immer erfreute sich hierzulande der Zirkus großer Popularität. Schon gegen Ende des 19. Jahrhunderts errichtete man in
Izhewsk am ehemaligen Mehlmarkt, dort wo sich heute die Borodin- und die Gorkistraße kreuzen, ein festes Zirkusgebäude. Unter Leitung von Alexander Gawrilowitsch Koromyslow fanden die ersten regelmäßien Zirkusvorstellungen statt. Viele berühmte Künstler aus Wien, Paris und Berlin gastierten in Izhewsk, bis dann der Zirkus Anfang der 20er Jahre durch die Konterrevolution fast völlig zerstört wurde. Doch bereits 1926 konnten im Zirkus wieder Veranstaltungen stattfinden. Und der Zirkus in Udmurtien nahm mit der Gründung der Staatlichen Vereinigung der Musiker, Varieté- und Zirkusarbeiter einen großen Aufschwung. So wurde dann nach den Plänen des Architekten P.M.Popow 1939 ein neues beeindruckendes Zirkusgebäude errichtet, welches aber nach dem Überfall der faschistischen deutschen Wehrmacht auf die Sowjetunion nicht mehr fertiggestellt werden konnte. Doch schon nach dem Sieg der Sowjetunion und dem Ende des 2.Weltkrieges traten wieder berühmte Artisten, Clowns, Dresseure und Illusionisten wie I.Bugrimow (1948), Karandasch (1951), J.Durow (1961) und M.Sapaschny (1984) im Izhewsker Zirkus auf. Allein in den Jahren von 1943 bis 1989 zählte man in Ishewsk über 13 Millionen (!) Besucher. Und auch nach dem jetzigen Neubau rissen die Besucherströme nicht ab. Kein Wunder bei Eintrittspreisen von derzeit unter 100 Rubel - das sind für uns weniger als 3 Euro.

Vom 3.-9. März 2009 findet dort nun das 2. Internationale Zirkusfestival statt. Schon das erste Festival hatte international in der Zirkuswelt für großes Aufsehen gesorgt. Es nahmen Artisten aus Holland, Spanien, Kanada, Australien, Großbritannien, der USA Rußland, Korea und China teil. In der Jury saßen u.a. Urs Pilz (Monte Carlo), Antonio Giarola (Italien), M.J.Nikulin (Moskau) und Tony Hopkins (GB). Den Vergleich zu Monte Carlo braucht man also keineswegs zu scheuen.

Samstag, 6. Dezember 2008

Teaching Of Mime

If we reconsider the aims of the student of mime we shall be struck at once by the difficulties presented to the teacher. In setting out to teach mime we undertake the mental and physical developement of a number of people at different ages, of different professions, to whom our subject may appeal for a variety of reasons. We are not pledging ourselves to teach a certain number of physical exercises, but to foster expressiveness, to create dramatic force, controlled to a detailed physical technique.

The whole psychology of teaching will be brought into play, for we have a delicate task in hand, and one that is fraught with danger. Individual expressiveness must be achieved in class-work, where no two individuals are alike. The same basis must be employed to build the training of a child and an adult, and the method of its application must be exactly reversed.

We should grasp our subject completely by long and careful study, spread over a number of years of personal work and experience. Mime is not a subject which can be approached lightly nor mastered in one, two or even three years of study. And only when we have completed our own training can we begin to consider the multiple methods of teaching the subject to others.

Irene Mawer, The Art of Mime, London, 1932, p.210

Mittwoch, 3. Dezember 2008

Der Mantel

von Nikolai Gogol

Ein armer Schreiber will seinen alten Mantel ausbessern lassen. Er bringt ihn zum Schneider. Der aber lehnt es ab, ihn zu reparieren, und schlägt ihm vor, den herrlichen Mantel zu kaufen, der im Schaufenster ausgestellt ist. Der Schreiber macht Überstunden und Überstunden, um diesen Wunsch verwirklichen zu können. Er ist nur noch von diesem Gedanken besessen. Nach langen Jahren kann er sich endlich seinen Traum verwirklichen, und nun scheint alles um ihn verändert. Als er in dem kostbaren Mantel im Büro erscheint, wird er der Mittelpunkt des Interesses seiner Kollegen. Man lädt ihn zu einer Gesellschaft ein, die ihm zu Ehren veranstaltet wird. Auf dem Rückweg von dieser Festlichkeit überfallen Banditen den Schreiber, die ihm den Mantel rauben und so in einem Augenblick die kurze Wirklichkeit eines langen und schmerzlichen Traumes zerstören.


(zit. nach Marcel Marceau, Die Weltkunst der Pantomime, Berlin, 1956, S.20)

Wirkungslosigkeit des Theaters

Die Fetischisierung der Verhältnisse, unter welchen die Menschen leben, ist die höchste Stufe der Ohnmacht und Macht zugleich, denn niemand sonst als der Mensch selbst - der gesellschaftliche Mensch - produziert diesen ungeheuerlichsten Irrtum, gegen den Ptolomäus' Sonne, die um die Erde kreist, ein Kinderspiel ist.
Hier und niemals bei dem Theater allein liegt die Wurzel der beklagten Wirkungslosigkeit des Theaters. Aufgehoben kann sie nur werden, wenn sie in einer größeren Wirksamkeit 'aufgehoben' wird: das ist die gesellschaftliche. Denn es kann nur eine Wirksamkeit des Theaters geben (sofern sie überhaupt angestrebt wird): gesellschaftlichen Kräften, die auf Grund ihres historischen Seins Veränderungen der Gesellschaft bewirken können, zur Wirksamkeit zu verhelfen, und zwar in genußvoller Weise. Als heitere Selbstbestätigung des Menschen, der sich als sein eigenes Schicksal begreift.

Manfred Wekwerth - Notate, edition suhrkamp, Frankfurt am Main, 1967, S.83

Я видел счастье...

Одиннадцатый урок 11
В Советском Союзе часто бывают делегации трудящихся из разных стран мира: из стран Народной демократии, из Германской Демократической Республики, а также из США, Франции, Англии и других стран. В марте месяце 1952 года приехала в Москву делегация американских рабочих.
"Наша делегация была в важных центрах Советского Союза,- писал после один член делегации. - Мы теперь знаем, какая стройка идёт в СССР, и расскажем нашему народу, как советские люди любят мирный труд и трудятся для мира. Всюду, где я был, я видел лозунги о мире. Советские люди не хотят войны, они борются против войны. - Я видел в СССР много фабрик и заводов, говорил с рабочим. Я видел, как отдыхают эти рабочие. Я видел много санаториев, много домов отдыха. Советское правительство заботится о трудящихся города и деревни."
Я ВИДЕЛ СЧАСТЬЕ
Я видел советских шахтёров в донбассе, на берегах Азовского и Чёрого морей; я видел их в горах Кавказа, в кино, театрах, парках, санаториях, домах отдыха, клубах; я говорил с ними в цехах, у них дома, на улицах, играл с их детьми. Всюду я видел их настоящее счатсье, настоящее счастье свободных людей, которые любят свой труд, свою шахту, свою страну...
Я видел счастье в пионерлагере недалеко от города Жданова, жа берегу Азовского моря. Я видел счатсье в доме шахтёра Ивана Коваля, которому уже шестьдесят лет и который получает пенсию, но он всё ещё работает, чтобы помогать своей социалистической Родине строить коммунизм. (Из письма члена французкой делегации шахтёров В.Дюге.)
Из книги Русский Язык - Russisches Lehrbuch - Dritter Teil (Berlin 1953)

Mittwoch, 26. November 2008

Was sind Notate?

Notate enthalten flüchtige Beobachtungen während der Proben, Formulierungen der Fabel, Bezeichnungen der Drehpunkte der Fabel, gesehene Schönheiten im Spiel, Schwierigkeiten, die nicht sofort geklärt werden können, Kritiken, Kurzanalysen zur Selbstverständigung, Vorschläge an die Schauspieler, episierte Dialoge, Brückentexte, aber auch theoretische Fragemente, offene Fragen der Spielweise, Thesen usw. Kurz Notate sind Hilfsmittel, das Theater des wissenschaftlichen Zeitalters so zu betreiben, daß vor allem seine tägliche Praxis Teil jenes Vergnügens ist, das man gemeinhin Veränderung der Welt nennt.

Manfred W e k w e r t h - Notate, Über die Arbeit des Berliner Ensembles (1967)

(Das galt zu jener Zeit für die Theater in der DDR, insbesondere unter B r e c h t . Heute haben wir andere Verhältnisse. Doch auch hier empfiehlt es sich, gute Gedanken nicht entschwinden zu lassen...)

Lachen ist Balsam für die Seele

Humor ist die Fähigkeit, Absurdes oder Komisches in unserem Alltag zu entdecken. Er ist das hilfreichste Mittel, um Distanz zu zu gewinnen und die anstehenden Probleme aus einer gewissen Entfernung zu betrachten. Lachen entspannt. Es hat eine positive Auswirkung auf das emotionale Gleichgewicht. Humor macht es fast unmöglich, sich über etwas zu ärgern oder in tiefe Resignation zu verfallen. Schon ein Lächeln kann die eigene Gemütsverfassung verändern. Und das ist allemal erlernbar. (G.J.)

Gegenlied von der Freundlichkeit

Soll das heißen, daß wir uns bescheiden
Und "so ist es und so bleibt es" sagen sollen?
Und, die Becher sehend, lieber Dürste leiden
Nach den leeren greifen sollen, nicht den vollen?
Soll das heißen, daß wir draußen bleiben
Ungeladen in der Kälte sitzen müssen
Weil da große Herrn geruhn, uns vorzuschreiben
Was da zukommt uns an Leiden und Genüssen?
Besser scheint's uns doch, aufzubegehren
Und auf keine kleinste Freude zu verzichten
Und die Leidensstifter kräftig abzuwehren
Und die Welt uns endlich häuslich einzurichten!

Bertolt B r e c h t: Gegenlied von derFreundlichkeit

Foto: privates Wohnhaus des aserbaidshanischen Kriegsministers

Lizedej - Blue Canary



Ein sehr altes Video - Lizedej (Leningrad) - etwa von 1980...
Supersehenswert!

Sonntag, 23. November 2008

Über Pantomime

Spezifische Möglichkeiten der Pantomime

Was kann die Pantomime besser als alle anderen Formen der Darstellenden Kunst?
1) Die Konzentration auf den Menschen in seiner existentiellen und doch klassengebundenen Individuation evozieren
2) Die Komprimierung des Bedeutsamen
3) Die doppelte Kunst der Beobachtung durch den Pantomimen und den Zuschauer
4) Den Sinn für das Wesentliche der menschlichen Fähigkeit zum Mimischen fördern

Ernst Schumacher

Epigramm

In seinem Sessel, behaglich dumm,
Sitzt schweigend das deutsche Publikum.
Braust ein Sturm herüber, hinüber,
Wölkt sich der Himmel düster und trüber,
Zischen die Blitze schlängelnd hin,
Das rührt es nicht in seinem Sinn.
Doch wenn sich die Sonne hervorbeweget,
Die Lüfte säuseln, der Sturm sich leget,

Dann hebt's sich und macht ein Geschrei
Und schreibt ein Buch: Der Lärm sei vorbei.
Fängt an darüber zu phantasieren,
Will dem Ding auf den Grundstoff spüren,
Glaubt, das sei doch nicht die rechte Art,
Der Himmel spaße auch ganz apart,
Müssen das All systematischer treiben,
Erst an dem Kopf, dann an den Füßen reiben,
Gebärd't sich nun gar wie ein Kind,
Sucht nach Dingen, die vermodert sind,
Hätt' indessen die Gegenwart sollen erfassen
Und Erd' und Himmel laufen lassen.
Gingen ja doch ihren gewöhnlichen Gang,
Und die Welle braust ruhig den Fels entlang.

(Karl Marx)

Dienstag, 18. November 2008

"Прощание" - Слава Полунин



"Прощание" - "Abschied" (Slawa Polunin).
Слава Полунин наверное лучший клоун мира. Мы с ним дружились уже в марте 1985 в Ленинградe. В то время он был руководителем известного театра пантомимы "Линцедей"...

Freitag, 14. November 2008

Tucholsky : "Dämmerung"

Diese Zeit hat etwas durchaus Gespensterhaftes. Die Leute gehen täglich ihren Geschäften nach, machen Verordnungen und durchbrechen sie, halten Feste ab und tanzen, heiraten und lesen Bücher-: aber es ist alles nicht wahr.

Was man so gemeinhin Kunst und Kultur nennt: sie sind nicht möglich ohne gemeinsame Vorausetzungen. Die sind nicht mehr da. Die Grundfesten wanken. (...) Es ist durchaus nicht allen gemeinsam und selbstverständlich, daß das Vaterland das Höchste ist, woran sich anzuschließen Pflicht und Gewinn sei - sondern das ist sehr bestritten. Es ist durchaus nicht allen gemeinsam, daß die Familie der Endpunkt der Entwicklung und etwas Selbstverständliches sei - das ist sehr bestritten. Es ist durchaus nicht selbstverständlich, daß der Kapitalismus notwendig oder gar nutzbringend sei - das ist sehr bestritten. Sie reden verschiedene Sprachen, die babylonischen Menschen, und sie verstehen einander nicht. Sie sprechen aneinander vorbei, sie haben weniger gemeinsam denn je.

Seltsam dieses Bürgertum. (Und in Deutschland sind alle Bürger.) Seltsam dieses starre Festhalten an Formen die leer sind, an Dingen, die es eigentlich nicht mehr gibt. Vorbei, vorbei - fühlt ihr das nicht?

(...) Töricht, die Zerfallsymptome zu leugnen. Eine Welt wankt, und ihr haltet an den alten Vorstellungen fest und wollt euch einreden, sie seien nötig und natürlich wie die Sonne. (...)

Spaßmacher besingen die neue und die alte Zeit; in bürgerlichen Zeitschriften untersucht einer ganz ernsthaft, ob die Exposition in dem neuen Roman des Schriftstellers W. ganz geglückt sei; Theater spielen in viele Akte zerdehnte Aphorismen, die wir ohnehin gewußt haben, Schemen wanken auf der Erde daher - und es ist alles nicht wahr. Der Sinn des Lebens ist in Frage gestellt, und ich glaube fest daran, daß diese grauenvolle Krankheit auch kräftigere Länder anfressen wird als dieses arme Deutschland. (...)

Das bürgerliche Zeitalter ist dahin. Was jetzt kommt, weiß niemand. Manche ahnen es dumpf und werden verlacht. Die Massen ahnen es dumpf, können es nicht ausdrücken und werden - noch - unterjocht. (...)

Eine Welle flutet über die Erde. Sie ist nicht rein ökonomischer Natur, es geht nicht nur ums Fressen und Saufen und Verdienen. Es handelt sich nicht nur um die Frage, wie man die wirtschaftlichen Güter der Welt verteilen wird, wer arbeiten und wer ausnutzen soll. Es geht um mehr, um alles. (...) Wohin treiben wir? Wir lenken schon lange nicht mehr, führen nicht, bestimmen nicht. Ein Lügner, wer's glaubt. Schemen und Gespenster wanken um uns herum - taste sie nicht an: sie geben nach, zerfallen, sinken um. Es dämmert, und wir wissen nicht, was das ist: eine Abenddämmerung oder eine Morgendämmerung.

Kurt Tucholsky (1920)


...und weil das so ist, deshalb brauchen wir heute mehr Psycho-Therapeuten. Und vor allem brauchen wir noch mehr echte Vorbilder, wie Herrn Abbermann, Herrn Hratz, Herrn Schrumpp oder Herrn Zumnickel. Das Leben ist schön. Es könnte schöner sein!
Foto (1) - Manhattan, Foto (2) - Pripjat, radioaktiv verseucht.

Freitag, 3. Oktober 2008

Die ungleichen Regenwürmer

Es ist gehupft, wie gesprungen. Man muß ihn lieben - den Franz Hohler nämlich...

Tief unter einem Sauerampferfeld lebten einmal zwei Regenwürmer und ernährten sich von Sauerampferwurzeln.


Eines Tages sagte der erste Regenwurm: "Wohlan, ich bin es satt, hier unten zu leben, ich will eine Reise machen und die Welt kennenlernen." Er packte sein Köfferchen und bohrte sich nach oben, und als er sah, wie die Sonne schien und der Wind über das Sauerampferfeld strich, wurde es ihm leicht ums Herz, und er schlängelte sich fröhlich zwischen den Stengeln durch. Doch er war kaum drei Fuß weit gekommen. da entdeckte ihn eine Amsel und fraß ihn auf.


Der zweite Regenwurm hingegen blieb immer in seinem Loch unter dem Boden, fraß jeden Tag seine Sauerampferwurzeln und blieb die längste Zeit am Leben.
Aber sage mir selbst - ist das ein Leben?

(Franz Hohler)

Dienstag, 30. September 2008

Friedrich Karwath: Clowns.

Immer schon litt ich darunter, wenn fehlende Komik durch Grobheiten, Fußtritte, Ohrfeigen, Dialektsprechen oder gar Besoffenheit ersetzt werden sollte. Hier war ich also voll der Meinung, daß etwas Einschneidendes geschehen muß. Man kann so herrlich komisch sein, ohne Grobheiten und Brutalitäten. Wie köstlich ist es doch immer gewesen, wenn Beppo und Klein-Otto sich in der Manaege begegneten und so stürmisch begrüßten, daß allein durch den Händedruck Klein-Otto einige Meter weit durch die Manege flog,natürlich genau auf die Füße kam und zurücklief, als sei nichts geschehen.

Daß Kritiker sich gegen die übertriebenen und unnatürlichen Masken der Auguste gewandt haben, verstehe ich, seit ich eine Studie über die sogenannten Trampauguste gesehen habe. Darin waren ungefähr 20 Masken abgebildet, die keinerlei Mimik erkennen ließen, Das waren nur grelle und unmotivierte Farbkleckse. Ich habe mir Gedanken gemacht, warum und woher solche Masken. In den amerikanischen Riesenunternehmen mit drei oder noch mehr Manegen und den Riesenentfernungen bewegen sich 20 oder 30 Auguste zur gleichen Zeit in den Manegen. Dabei kommt es gar nicht darauf an, was sie machen, sie kullern durch den Sand, treten und schubsen sich gegenseitig und haben weder Zeit noch Gelegenheit, einen Typ zu verkörpern. Es sind meist auch keine Berufsauguste, sondern zu dieser Art verpflichtete Artisten, die dies zusätzlich zu ihrer Darbietung machen müssen. Ich kenne aus meiner Kindheit sogar noch Fälle, wo man einfach Arbeitslose, die durch den Sportverband einen Handstand machen konnten, als Auguste eingesetzt hat, und deren Komik bestand natürlich nur darin, daß sie sich gegenseitig die Nase blutig schlugen, sich Fußtritte versetzten und sich im Dreck wälzten. Uns heute* unvorstellbar, die Leute haben darüber gelacht.

Also solche Masken, die das Gesicht entstellen und den Menschen unkenntlich machen, möchte ich auch nicht sehen.

*Friedrich Karwath war von 1954 an fast drei Jahrzehnte lang als Clown im Staatszirkus der DDR beschäftigt. (Auf dem Foto: Caro, Toto,Beppo und Klein-Otto)

Donnerstag, 25. September 2008

Die Entdeckung des Humors...

Unmittelbar vor dem Thron spielt man zur Kurzweil der Zarin auf Guslis, Balaikas, tanzt Volkstänze, reißt Possen, macht allerlei Späße und Scherze, singt lustige Lieder und spielt lustige Rätselspiele; alle tun, was sie können: Gaukler, Tänzer, Guslisspieler und Erzähler. Das ganze Reich ist von Gelächter erfüllt; nur seine Herrin lacht nicht, weil zum Lachen das Komische in der Wirklichkeit nicht ausreicht, weil auch noch die Fähigkeit zu seiner Wahrnehmung notwendig ist - der Humor, der Sinn für das Komische.

Im Leben gibt es nicht weniger Komisches als Schönes, Erhabenes und Tragisches. Aber der Mensch ist nicht immer fähig, es wahrzunehmen. Dafür muß man den Puls des Lebens fühlen und die Wirklichkeit mit dem ganzen Reichtum ihrer Farben betrachten und sehen können. Sogar bei dem großartigsten Humoristen, dem der Sinn für Humor von Natur gegeben ist, stützt sich der Humor auf die objektive Grundlage - die komischen Erscheinungen der Wirklichkeit selbst.

Den Menschen des Lachens zu berauben scheint eine harmlose Spielerei zu sein, ist aber tatsächlich ein boshafter Zauber, denn die Gestalt jener Märchenheldin, die das Lachen verlernt hat, ist wahrhaft tragisch. Und vielleicht ist sogar kein Zauber böser und kein Unglück bitterer als das, die "lachlose" Herrscherin eines des Komischen vollen Märchenreiches zu sein.

Nach der Vorstellung der Volkspoesie wird man tief unglücklich, wenn man das Lachen vergißt. Dies Vergessen bedeutet, in einer umgebenden Wirklichkeit wie auch in sich selbst etwas unendlich Teures zu verlieren. Es bedeutet, bestimmte teure und wichtige Eigenschaften seiner Seele zu verlieren.

Sich über das Volk erheben, sich von ihm losreißen, seine Stimme zu hören verlernen - das bedeutet gleichzeitig und in jedem Fall, die Fähigkeit der Freude am Leben zu verlieren, die Freude einzubüßen und der Kraft und ihres leiblichen Bruders - des Lachens - verlustig zu gehen. (J.Borew, Über das Komische, Berlin 1960, S.160f.)

Sonntag, 14. September 2008

Der Sinn fürs Komische

"Jeder Mensch besitzt ein gewisses Maß an Feingefühl. Selbst ein mittelmäßiger Künstler muß daher in der Lage sein, einigermaßen gut ein tragisches Chanson vorzutragen oder ein tragisch-dramatisches Geschehen überzeugend zu gestalten. Heiterkeit allerdings sowie der Sinn fürs Komische sind eine natürliche Gabe. Eine Naturgabe läßt sich nicht erlernen. Man würde nur wertvolle Zeit damit vertun. Man ist begabt, oder man ist es nicht. Der Sinne fürs Komische ist meist mit einer weiteren Gabe verknüpft - mit Gesundheit. Man wird selten nur einen Kranken finden, der einen Sinn fürs Komische besitzt. Die Natur verleiht diese Gabe nicht nur einem gesunden Körper, sondern auch einem gesunden Geist. Man kann feststellen, daß Menschen mit ausgeglichenem Charakter oft jenes heitere Gemüt besitzen, das nervösen, zänkischen oder launischen Personen versagt bleibt..." (Yvette Guilbert, Die Kunst ein Chanson zu singen, Berlin, 1981, S.90)

Mittwoch, 10. September 2008

Gegen die Objektiven









Wenn die Bekämpfer des Unrechts
Ihre verwundeten Gesichter zeigen
ist die Ungeduld derer, die in Sicherheit waren
Groß.

Warum beschwert ihr euch, fragen sie,
Ihr habt das Unrecht bekämpft! Jetzt
Hat es euch besiegt: schweigt also!

Wer kämpft, sagen sie, muß verlieren können.
Wer Streit sucht, begibt sich in Gefahr.
Wer mit Gewalt vorgeht,
Darf die Gewalt nicht beschuldigen.

Ach, Freunde, die ihr gesichert seid,
Warum so feindlich? Sind wir
Eure Feinde, die wir Feinde des Unrechts sind?
Wenn die Kämpfer gegen das Unrecht besiegt sind,
Hat das Unrecht doch nicht recht!!

Unsere Niederlagen nämlich
Beweisen nichts, als daß wir zu
Wenige sind
Die gegen die Gemeinheit kämpfen.
Und von den Zuschauern erwarten wir,
Daß sie wenigstens beschämt sind.

Bertolt Brecht

Freitag, 8. August 2008

Die Show gerettet...

Es war Sonntagabend. Vor dem Auftritt hatten wir die große Bühne am Marktplatz von Praia de Vitória noch beräumt und einen alten schwarzen Vorhang entfernt. Endlich war es 22 Uhr – schon nicht mehr ganz so heiß wie am Tage. Etwa 300-400 Besucher hatten auf den Stühlen vor der Bühne Platz genommen, einige standen. Die Internationale Clowns Show konnte beginnen. Mit viel Tempo und Charme zeigten die M-Brothers ihre Jonglage mit Bällen und Diabolos, dann kamen Clowns aus Belgien, Dänemark und England. Doch allmählich verbrauchte sich der Anfangsschwung. Drei komische Clowns schubsten auf der Bühne nur noch herum – die Show wurde schlecht. "I hate clowns" (ich hasse Clowns) - so dachte ich. Der vorletzte im Programm war ich. Nach mir kam noch ein Amerikaner mit einer musikalisch-untermalten Zirkusnummer. Doch immerhin – die Leute blieben alle auf ihren Stühlen sitzen.

Nun war ich dran - wie man so sagt - und sollte das Programm mit meiner Darbietung wenigstens ein bißchen aus dem Minus herausreißen. Allerdings hatte ich kurzfristig noch etwas geändert: meine Masken waren aus Transportgründen zu Hause geblieben. Ich kam also auf die Bühne, hatte mich – wie man das als Clown so macht – mit meiner Konzertina auf die Stuhllehne gesetzt und ein paar Töne gespielt, als aus einer Seitengasse mit lautem „Um-ta-ta“ ein Straßenorchester herangezogen kam. Der Zwischenfall erschien mir nicht ganz unwillkommen. Natürlich war an eine Fortsetzung der Vorstellung nicht mehr zu denken. Da ergriff ich kurzerhand mein „imaginäres“ Fernglas und schaute interessiert zu jener Ecke, wo die Kapelle gleich auftauchen würde. So war es dann auch. Ich winkte und hüpfte sichtbar vor Begeisterung. Die Zuschauer erhoben sich von ihren Plätzen und taten es mir nach. Einige stiegen ebenfalls auf ihre Stühle und guckten. Nun ging ich von der Bühne herunter und mußte herzlich lachen: „It rained in my Parade!“ (Es hat in meine Parade geregnet.) Sollen wir nun weitermachen oder nicht? Clown Bluey, der die Regie hatte, meinte: Unbedingt!

Das Blasorchester zog von dannen. Ich stieg also wieder hinauf auf die Bühne und setzte mich auf meinen Stuhl. Da geschah es: Ich hob ich den Finger an den Mund und – plötzlich war, wie durch einen Zauber, Ruhe auf dem Markt. Nun konnte ich mit neuem Schwung mein Programm ungestört zu Ende bringen. Ich bekam den meisten Applaus, und hinter der Bühne fielen die Kollegen mir begeistert um den Hals und gratulierten mir. Die Show war gerettet! (6. August 2008)

Mittwoch, 25. Juni 2008

Freitag, 20. Juni 2008

"Прощание" Slawa Polunin


Das ist Slawa Polunin. Meiner Meinung nach der beste, der poetischste Clown unserer Zeit. Eine Szene aus seinem Poem "Snow Show" - ich erinnere mich: Es war im März 1985, als ich Slawa in Leningrad traf...

Mittwoch, 18. Juni 2008

Das war's.



















Nu helfn Se mir doch mal!
Ну - помогите!

Wie ich Clown geworden bin...

Dieses kleine Plakat ließ Clown NUK anläßlich seines Auftritts
im Deutschen Theater drucken:























Foto: Archiv Gisela Spillner

Комический конфликт - Komik.

Лучшие номера музыкальной эксцентрики всегда построены на комическом конфликте. "Музыкальные инструменты являются моими партнёрами и в то же время противниками. Они считают меня глупцом, а я стараюсь их перехитрить", - рассказывает о своём творческом принципе популярный на Западе немецкий эксцентрик Нук. (страница 70, Искусство КЛОУНАДЫ, издательство Искусство, Москва 1969г.)

Sinngemäß übersetzt heißt das: Die besten Nummern eines Musikal-Clowns sind immer auf einem komischen Konflikt aufgebaut. "Die Musikinstrumente sind meine Partner und manchmal auch meine Wiedersacher. Sie halten mich zum Narren und ich versuche sie zu überlisten", erzählt der im Westen bekannte deutsche Exzentrikclown Nuk über sein Schaffensprinzip. (Die Kunst der Clownerie, Verlag der Kunst, Moskau, 1969, S.70 russ.)

Clown zu sein lernt man nicht...

Das folgende stimmt ganz gut mit meiner Auffassung überein:

"In der Literatur, der Oper und Operette gibt es das Klischee, der Clown sei im Privatleben in Wahrheit ein ständig schwermütiger Mensch, der auf der Bühne und nach außen dennoch immer den Spaßmacher spielen müsse. Wie die meisten Vorurteile und Standardmuster hören sie sich zwar gut an, doch haben sie mit der Wirklichkeit des einzelnen selten etwas zu tun - und mit mir überhaupt nichts."


"Clown zu sein lernt man nicht, man ist einer und wird - wenn man daran arbeitet und es gut geht - ein immer besserer."

(Georg Spillner, Clown NUK - die Maske hat mich frei gemacht, S.31)

Das freie Künstlerleben...

Wer NUK erlebt hat, der weiß, daß er immer sehr ernsthaft an seiner Darbietung arbeitete. Er war überdies ein Bastler, der immer neue Tricks in seinem Keller ausprobierte, und der erst zufrieden war, wenn alles perfekt funktionierte. Im Heimatmuseum von Kahla hat man ihm eine kleine Ausstellung gewidmet. Das nachfolgende Zitat kennzeichnet sehr genau seine Einstellung zur Kunst:

...Überhaupt gehört die Vorstellung vom "lustigen Künstlervölkchen", das sorg- und gedankenlos durchs Land gondelt und den lieben Gott einen guten Mann sein läßt, ins Reich der Fabel. Das genaue Gegenteil ist richtig: Wir hatten strenge Termine, die unter empfindlichen Vertragsstrafen standen. Ordnung und Einhaltung von Regeln waren unabdingbar.


Kranksein zum Beispiel konnten wir uns oft gar nicht leisten. Aber zum Glück hilft uns manchmal eine Kraftquelle der besonderen Art. Ich erinnere mich einer Verpflichtung im Pariser OLYMPIA. Seit Tagen schleppte ich mich mit einer Lungenentzündung herum, ich war halb ohnmächtig und hatte an die 40 Grad Fieber. Aber es blieb mir nichts anderes übrig, ich setzte mich in den Zug und fuhr nach Paris. Sobald ich die Bühne betrat, waren alle Schwächen, Schmerzen und Krankheit wie verflogen, ja - ich hatte sogar das Gefühl, besonders gut, fast schwerelos zu sein. Nach einer schwierigen Operation im Krankenhaus Feldafing sagte ich meinem Arzt nur: "In vier Wochen muß ich hier wieder raus sein." Und genauso geschah es.

(Georg Spillner - Clown NUK, Die Maske hat mich frei gemacht, S.65)
Foto: G.J. - Ausstellung Clown NUK im Rathaus Kahla

Dienstag, 10. Juni 2008

Brecht und das Theater heute

Ich meine, daß die Bewahrung der Brechtschen Arbeitsweise sehr wichtig ist. Wie hat er das Publikum damals erreicht? Wie ist er in die Betriebe gegangen, um in den Leuten eine Zuschaukunst zu entwickeln? Wie betrachtete er die aktivierende Rolle der Theaterbewegung? Wie baute er ein Stück dramaturgisch auf? Wie gestaltete er den "Arturo Ui" völlig anders als "Furcht und Elend des Dritten Reiches"? Daß man an zwei verschiedenen Abenden zwei grundsätzlich andere Aspekte des Faschismus sehen konnte - woraus sich die erste, die volle, die größere Wahrheit ergab? Das, meine ich, muß weitergeführt werden, weil es eine wissenschaftliche, dialektische, künstlerische Methode ist und weil es noch keine bessere gibt, mit der man interessanteres, lebendigeres Theater machen könnte. (Wekwerth, Theater in Diskussion, Berlin, 1982, S.197)

Clown und Zeit - Клоун и время

Berühmte Clowns haben Nummern, mit denen sie jahrelang auftreten, und das Publikum kennt sie zwar schon auswendig, lacht aber trotzdem, als sähe es sie zum ersten Mal. Weil es nämlich nicht um den Gag geht und auch nicht einmal um die Handlung, sondern um die assoziative Ladung und Tiefe der besten Nummern. Je umfassender der Assoziationsbereich ist und je tiefer diese Assoziationen die Mentalität der Zeitgenossen berühren, um so länger leben sie. Zuweilen klagen die Zuschauer, im Zirkus würden Clownerien gezeigt, die schon unsere Großeltern gesehen hätten. Häufig sind diese Klagen unberechtigt. Diese Themen, Sujets und Gags scheinen tatsächlich dieselben zu sein, jedoch ihre Wendungen und Charaktere ändern sich, und auch die Themen enthalten andere Informationen. (Rumjanzewa, Clown und Zeit, Bеrlin, 1989, S. 12f.)

У клоунов есть репризы, с которыми они выступают по многу лет. Но публика, знающая их наизусть, тем не менее смеется, как будто видит впервые. Потому что дело не в трюке, который лежит в основе номера, и даже не в сюжете, а в ассоциативной наполненности и глубине лучших клоунад. И чем шире круг ассоциаций, чем глубже они затрагивают психологию современников, тем дольше живут. Иногда зрители сетуют, что в цирке показывают клоунады, которые видели еще наши бабушки. Но часто эти сетования бывают несправедливы. Действительно, темы, сюжеты, трюки как будто те же, однако повороты и характеры этих сюжетов меняются и сами темы наполняются иной информацией. (Румянцева, Клоун и время, М.1989, стр.10)

Donnerstag, 22. Mai 2008

О работе клоуна - Die Arbeit des Clowns

Конечно, очень трудно разработать различные аспекты клонунского образа. Тут нужны творческие решения, основанные на знании действительности: ведь даже самые преувеличенные подробности клоунского образа непременно должны опираться на явления реальной жизни. Эти явления надо узнать, найти, продумать, а потом уже переложить на язык клоунады. Требуется длительня серьёзная работа, чтобы определить все то множество компонентов, которые составляет штрихи клоунской маски. И не огорчайтесь, елси быстро не удастся определить ту или иную деталь. Со временем волсполнится недостающее звено. Надо только не успокаиваться на достигнутом. Но и задерживать выступления комика из-за того, что какой-то штрих ещё не продуман, не следует. Наоборот: в процессе выступлений отшлифуется и выявится многое. (Виктор Ардов, M.1970, S.8)

Natürlich ist es sehr schwer, verschiedene Aspekte in einer Clownsszene
herauszuarbeiten. Hierzu sind kreative Entscheidungen notwendig, die auf der Kenntnis der Realität beruhen: jede noch so überhöhte Einzelheit der Clownsfigur muß auf reale Erscheinungen des Lebens zurückzuführen sein. Diese Erscheinungen muß man erkennen, herausfinden, darüber nachdenken und sie dann in die Sprache der Clownerie übersetzen. Es erfordert ausdauernde und ernsthafte Arbeit, wenn man alle möglichen Komponenten erfassen will, die dann die Charakteristik eines Clowns ausmachen. Und lassen Sie sich nicht verdrießen, wenn sich das eine oder andere Detail noch nicht gleich herstellen läßt. Mit der Zeit findet sich auch das fehlende Puzzleteil. Man darf sich nur nicht mit dem Erreichten zufriedengeben. Denn die Komik ergibt sich oft auch daraus, daß noch nicht jeder Wesenszug bis ins einzelne festgelegt ist. Umgekehrt: während der Auftritte schleift sich vieles ab und vieles klärt sich. (Viktor Ardow)

Kunst ist Schrott

Bekanntlich hat die Verwandlung in eine Ware der Kunst nicht nur geschadet. Die Verwandlung der Güter überhaupt in Waren war ja ein entscheidender historischer Fortschritt; sie erst brachte den riesigen industriellen Reichtum hervor...

Heute kann von Kunst nichts Besseres gesagt werden als von anderen Waren auch. Sie ist unverwendbarer, manipulierter Schrott.

...Wenn ich mich berechtigt fühlen darf, ihnen einen Rat zu erteilen, wäre es der, sich über den Gebrauchswert der monopolkapitalistischen Ordnung ein paar unfreundliche Gedanken zu machen. (Peter Hacks, Die Maßgaben der Kunst, Berlin 1978, S.171f.)

Montag, 12. Mai 2008

Für das Einfache, das schwer zu machen ist...

Es ist ein großes allseitiges Interesse dafür vorhanden, daß nichts direkt Neues gemacht wird. Dieses Interesse herrscht auf allen Gebieten und ist dasjenige der Leute, die sich bei den alten Dingen und Verläufen wohlfühlen. Es ist verständlich, daß bei jenen, die etwas Altes nicht mehr haben wollen, die Meinung vorherrscht, ihr schlimmster Anblick seien jene, die sich wohlfühlen.

Es ist einleuchtend, daß das Befremden, das wir gegenüber dem Verhalten unserer Mitmenschen fühlen und das uns auch gegenüber unserm eigenen Verhalten so oft befällt, wenn wir Kunst machen, diese Kunst beeinflußt. Es ist nicht nur die Haltung der Tretenden, sondern auch die der Getretenen, die uns befremdet. Die Schwangere, einem lebensfeindlichen gesellschaftlichen System ausgeliefert, das sie dennoch ehern ans Gebären hält, sehen wir kämpfen um das Recht, ihre Frucht der Vernichtung, nicht dem Leben zu übergeben. Den arbeitenden Menschen sehen wir jenen Machapparat füttern und vervollständigen, der ihn niederhält. Die Intelligenz sehen wir ihr Wissen und ihr Gewissen verkaufen. Uns selber, die Künstler, sehen wir die faulenden Wände von Schiffen übermalen, die schon untergehen. Was wäre natürlicher, als daß wir Mittel und Wege suchten, solches Befremden zu einem allgemeinen und überwältigenden zu machen? (Brecht, Schriften - Über Theater, Berlin, 1977, S.51,222)

De clown is een bijzonder mens

Het is inderdaad waar, dat de clown de ziel van het circus vormt, dat ook het allerbeste program niet denkbaar is zonder zijn medewerking. Zijn verschijning en optreden appelleren aan iets, dat in alle mensenharten leeft, de hunkering naar het bevrijende woord en gebaar, waarvan de clown het geheim bezit. Hij is het, die de betrekkelijkheid leert van alle dingen, een karikatuur maakt van heel ons gewichtig doen en laten, maar tegelijk bij al zijn grollen en fratsen ook de zielepoot uitbeldt, die wij allemal zijn, op de een of andere manier. (J.v.Doveren)

Es ist in der Tat wahr, daß der Clown das Bild des Zirkus bestimmt, und daß auch das allerbeste Programm nicht denkbar ist ohne seine Mitwirkung. Seine Erscheinung und sein Auftreten erinnern uns an etwas, was in allen Menschenherzen lebt: die Sehnsucht nach dem befreienden Wort und der Gebärde, worüber der Clown das Geheimnis besitzt. Er ist derjenige, der uns die Vergänglichkeit von allen Dingen lehrt, der eine Karikatur macht von unserem gewichtigem Tun und Lassen, der bei all seinem Geschrei und seinen Grimassen auf die eine oder andere Art auch das Wesen all dessen herauskehrt, was wir wirklich sind. (J.v.Doveren - Der bunte Traum vom Zirkus)


(Wie kann man die trüben Aussichten eines Clowns besser beschreiben, als auf die Nutzlosigkeit menschlichen Tun hinzuweisen - was freilich die Unabänderlichkeit des bestehenden Milieus nur besiegeln würde...)

Freitag, 2. Mai 2008

Das Lachen


Das fand ich neulich in der Zeitung...

Da Lachen bekanntlich nicht nur eine Reaktion auf komische Ereignisse ist, sondern auch Ausdruck von Lebensfreude, scheint mir diese kleine Zeitungsnotiz doch wohl eher symptomatisch für dieses Land zu sein, denn Witze und Witzfiguren gibt es hier ja zur Genüge. (G.J.)

Mittwoch, 9. Januar 2008

О случае - Über den Zufall

"В моей жизни не раз определяюшую роль играл именно случай. Анализируя прошлое и раздумывая о нем, я прихожу к выводу, что он бывает только у тех, кто ищет, кто хочет, кто ждет появления этого случая и делает все от себя зависящее для того, чтобы исполнить совю мечту, желание." (Юрий Никулин, Почти серьезно... стр. 188)

Übersetzung: "Nicht selten spielte der Zufall in meinem Leben eine gewisse Rolle. Wenn man aber das Vergangene analysiert und darüber nachdenkt, so kommt man zu dem Schluß, daß das nur bei denen so ist, die suchen, die wollen und die darauf warten, daß es einen solchen Zufall gibt, und die alles in ihrer Macht Stehende dafür tun, sich ihren Traum, ihren Wunsch zu erfüllen." (Juri Nikulin - Clown)