Sonntag, 29. März 2009

Gardi Hutter in Berlin

"Die Berliner sind ein sehr feinfühliges Publikum."

Vor ausverkauftem Haus zeigte Gardi Hutter am 2.August 1987 im Palast der Republik ihr Programm "Jeanne d'Arppo - die tapfere Hanna". Sie nennt sich selbst eine Clownerin. Für mich war es eine unvergeßliche Aufführung! Gardi eröffnete damals die Veranstaltungsreihe "August um August" in unserem Palast der Republik (Foto).

Fühlen Sie sich als August, und als dummer noch dazu?
Ja, ich bin ein August - im Gegensatz zum steiferen Weißclown. Jeder Clown ist auch ein Harlekin, ein Narr, ein Tolpatsch, der mit
den Tücken des Lebens auf seine Weise kämpft, und dabei Menschliches, allzu Menschliches, sichtbar werden läßt. Insofern ist er aber kein dummer August, wie man landläufig meint.

Wollen Sie
Ihrem Publikum den Spiegel vorhalten?
Ich will nicht belehren. Mir geht's nur darum, Unterhaltung im besten Sinne zu bieten. Ich möchte das Lachen meiner Mitmenschen in allen Tönen herausfordern; sie sollen mit mir und über mich lachen, und vielleicht kann dabei auch einmal das Lachen im Halse steckenbleiben. Der Clown ist nun einmal ein Jongleur zwischen Komik und Tragik.

Was hat Ihnen am besten gefallen?
Hier treffe ich auf ein unerhört aufgeschlossenes, sehr feinfühliges Publikum, das nicht nur den derben Ton versteht, sondern auch die feinen Nuancen genießt und mit Beifall bedenkt. Da macht es Spaß, ein Clown zu sein.
(Interview: Hans Uslar)

Ein Clownstück von Gardi Hutter und Ferruccio Cainero. Es erzählt die Geschichte der Wäscherin Hanna, die mehr im Kopf hat als die schmutzige Wäsche...

Berlin (Hauptstadt der DDR) - im August 1987.

Samstag, 21. März 2009

Ein Haus auf Hiddensee

(1902-1993)
Ihre in München begonne Tanzausbildung setzte Gret Palucca ab 1921 in Dresden bei Mary Wigman fort. Seit 1923 feierte sie im In- und Ausland mit ihren Solotanzabenden große Erfolge. Wegen ihrer antifaschistischen Tätigkeit wurde sie in der Nazizeit mit Auftritts- und Lehrverbot belegt. 1945 gründete Palucca ihre eigene Schule in Dresden, die von 1949 an bis 1989 Staatliche Fachschule für Tanz in der DDR war und sich so auch international zu einer angesehenen Ausbildungsstätte für den Tänzernachwuchs entwickelte. Palucca war eine hervorragende Pädagogin des "Neuen Künstlerischen Tanzes" in der DDR, der aus dem Ausdruckstanz hervorging. Gret Palucca genoß in der DDR ein hohes Ansehen. Wir haben sie während unserer Filmaufnahmen 1976 dort in ihrem Haus besucht.

Und hier eine aktuelle Meldung:
Das ehemalige Ferienhaus der Dresdner Tänzerin Gret Palucca in Vitte auf der Insel Hiddensee ist am Freitag, 20.3.09, offenbar unerwartet abgerissen worden. Bemühungen, das Gebäude unter Denkmalschutz stellen zu lassen, sind damit gescheitert. Auf dem Grundstück soll nun ein modernes Ferienhaus entstehen.
Nur einen Tag zuvor hatten sich das Landesamt für Kultur und Denkmalpflege und das Kultusministerium in Schwerin geeinigt, den 1961 errichteten reetgedeckten Bungalow unter Denkmalschutz zu stellen. Die bereits erteilte Abrißsgenehmigung und die Baugenehmigung für ein neues Haus sollten zurückgezogen werden. Die Immobilie soll am 28. März 2009 versteigert werden.
Ein Sprecher des Kultusministerium in Schwerin sagte, der Besitzer habe eine gültige Abrißgenehmigung. Man könne ihm nichts vorwerfen.

Siehe auch hier:
http://www.palucca-schule-dresden.de/

Ein Kulturpalast der DDR

Das Drama wird aus der Passivität erlöst, es aktiviert sich. Mit dem Schwund der Tragödie wächst, wenn nicht der Optimismus, so doch die Rationalität. Lächerlich ist natürlich die Theorie, daß eben deshalb die Komödie die geeignetste Form des Theatralischen sein werde. Einmal, in später Zeit, vielleicht; davon sei noch nicht gesprochen. Alles nur lächerlich zu sehen, ist sowieso nur die Art derer, die borniert sind. Alles nur lächelnd zu sehen, ist die bekannte Art der weisen Bornierten, die unfähig sind und unwillig sind, wirklich in die Welt einzugreifen. Etwas anderes ist es, realistisch die Unmöglichkeit der "reinen" Tragödie und die Schwerheit der "reinen" Komödie zu sehen und Abbildungen der Wirklichkeit herzustellen, in denen die vorwärtstreibende Kraft des Lebens, beruhend auf der Einsicht in die Gesetzmäßigkeit und die Fähigkeit, davon Gebrauch zu machen, zum Ausdruck kommen. (E.Schumacher, Schriften zur darstellenden Kunst, Berlin 1978, S.90)

Fotos: Kulturpalast des VEB Maxhütte 'Johannes R. Becher' Unterwellenborn, Theatersaal, 800 Plätze, erbaut 1952-1955. Eröffnet am 13.Okt. 1955. Daneben gab es noch einen "Musiksalon" mit 200 Plätzen, einen Ballettsaal, Vortragsräume, eine Bibliothek, verschiedene Funktionsräume und zwei Restaurants. Vor 1989 waren in der Maxhütte übrigens einmal über 6000 Arbeiter und Angestellte beschäftigt, heute gibt es diesen Großbetrieb nicht mehr. Der Kulturpalast wurde nach 1990 zeitweilig als Möbelwarenhaus genutzt, seitdem steht das Gebäude leer und verfällt.
siehe: http://de.wikipedia.org/wiki/Maxh%C3%BCtte_(Unterwellenborn)

Samstag, 7. März 2009

...die Besiegten



Immer doch
Schreibt der Sieger die Geschichte des Besiegten,
Dem Erschlagenen entstellt
Der Schläger die Züge. Aus der Welt
Geht der Schwächere, und zurück bleibt
Die Lüge.

Bertolt B r e c h t, Stücke, Band 7, Berlin und Weimar 1964, S. 261