Warum, sagen Sie selber, sollte man einem Dichter seine Hoffnungen nicht glauben, wenn sie nicht sein Leben, sondern das Leben der Menschheit betreffen? Weil ein einzelner Mensch die Hoffnung der ganzen Menschheit nicht fassen kann? Oder etwa, weil ein einzelner Dichter gar nicht wissen kann, was diese Menschheit seit Anbeginn hofft? Aber ein Philosoph oder ein Politiker könnte das, ja? Unsinn! Es ist ja nur von Hoffnungen die Rede. Was sind denn Hoffnungen? Hoffnungen gibt es nur auf Kommendes, niemals auf etwas, das schon war. Jeder hofft auf Liebe, Gerechtigkeit, Frieden und damit auf ein schönes langes Leben. Wenigstens für sich. Das ist von der Natur aus so, sobald man zu leben anfängt. Also trägt jeder Mensch die Hoffnungen der ganzen Menschheit in sich, rein genetisch. Unser Lebenswille ist das, denn wir sind Wesen der Natur. Gemeinschaftswesen, die einzeln und außerhalb ihrer Art nicht existieren können. Deshalb hoffen die meisten Menschen nicht nur für sich, sondern für viele ...
Heinz Kahlau - in: Majakowski - Ich will meinen Stern, Majestät, Berlin, 1987. - Foto (Ausschn.): A.+A.Thorndike, Das russische Wunder, S.192.
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