Die Maske schafft eine Distanz zwischen dem Mimen und dem Publikum. Dadurch, daß der Mime sein menschliches Gesicht verliert, entfernt und vergrößert er sich für das Publikum. Er wird eine Wesenheit, eine Statue in Bewegung. Beim Menschen mit unbedecktem Gesichtwird der Blick des Betrachters immer von dessen Blick angezogen, der Körper ist dabei von sekundärer Bedeutung. Das verborgene Gesicht dagegen integriert vollständig den Körper, es verschwindet und bringt dadurch den Kopf zur Geltung. Der Kopf erhält jetzt eine viel größere Wichtigkeit, er muß das Gesicht ersetzen.
Vom Mimen aus gesehen, entfernt ihn die Maske vom Zuschauer. Dieser Schleier, der sein Gesicht bedeckt, ist eine Schranke, die ihn schützt. Die letzte Zurückhaltung, die letzte Schüchternheit und Angst werden durch das Tragen der Maske weggenommen - die Maske ist ein befreiendes Element.
Das Bewußtsein, das das Gesicht verborgen ist, zwingt dazu die Aktion auf den Körper zu konzentrieren. Durch die Notwendigkeit eines bestimmten Verhaltens, bei dem das Gesicht nicht existiert, wird der Mime sich selbst fremd, steht über sich selbst. Sein Körper zwingt ihn, diesen als ein Wesen anzusehen, das nicht zu ihm gehört, das er von innen her lenken muß und dem er Leben verleihen muß, sowie ein Marionettenspieler seinen Puppen Leben verleiht.
Jean S o u b e y r a n - Die wortlose Sprache, Zürich 1984, S.92f.
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