Diese Lebensäußerung eines Politikers mag unerwartet sein, sie ist aber eben auch eine zutiefst menschliche. Gerade aus diesem Grund wird sie hier wiedergegeben, denn Wahrhaftigkeit und Ehrlichkeit sind auch Eigenschaften, die ein Clown sich zu eigen machen muß, will er denn über den eigentlichen Zeitgeist hinaus bedeutsam bleiben...
Je tiefer der Künstler selbst in die wunderbaren Geheimnisse der Realität in ihrer unendlichen Mannigfaltigkeit eindringt, je leidenschaftlicher er um ihre Erkenntnis ringt, je einfacher, deutlicher, klarer und ungekünstelter er sie zum Ausdruck bringt, um so strahlender wird das Licht sein, das er für das geistige Auge seiner Nation über die Gefilde ihre Zukunft breitet. Wahrheit und Wahrhaftigkeit sind daher erster und letzter Prüfstein echten künstlerischen Wertes. "Was nicht wahr ist, das baut nicht!"
Allem zersetzenden Nihilismus gegenüber, der uns, weil er in Wirklichkeit an keine Wahrheit glaubt, einreden möchte, daß es ebenso viele Wahrheiten wie Menschen gäbe, wollen wir deutlich und vernehmlich unsere Meinung aussprechen: Die Wahrheit ist unteilbar. Es gibt nur eine Realität, und so kann es auch nur eine Wahrheit geben. Mannigfaltig sind die Wege, auf denen wir alle uns ihr nähern, anders der Weg des Künstlers, anders der Weg des Wissenschaftlers oder des Politikers und wieder anders der des Menschen im praktischen Leben. Auf welchem Weg immer auch der einzelne zu ihr gelangen mag, eines steht unverrückbar fest: Die Welt, das ist kein Schein, das ist eine objektive Realität, unabhängig von unserem Bewußtsein, das ist eine harte, unumstößliche Tatsache, und wer sie leugnet, verliert den Boden unter den Füßen. Auch der Künstler wird sich nur dann auf festem, sicheren Boden bewegen, wenn er die reale Welt in ihrem objektiven Bestand zur Grundlage seiner Anschauung macht. ...
Die Kunst ist der Stachel des gesellschaftlichen Fortschritts, wenn sie das Gewissen der Menschen aufwühlt gegen das Alte, Morsche und Verfaulende. ... Aber vergessen wir auch nicht, daß die wirkliche Umgestaltung der Welt an eherne Gesetze gebunden ist, die unabhängig von dem subjektiven Wollen des einzelnen sind. Otto Grotewohl, Reden und Aufsätze, Bd.2, S.10f. (März 1950)
Bild: Das Magazin, Heft 9, 1984, S.40 - "Otto Grotewohl malte oder zeichnete gern. Es wäre jedoch äußerst taktlos, diesen Mitgestalter unserer Republik von bleibendem Rang, ihren ersten Ministerpräsidenten, zum bedeutenden Maler hochzustilisieren." (H.Henselmann ) ebd.S.47.
Abonnieren
Kommentare zum Post (Atom)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen