An einem Sonntagabend stand er, die Brust fest an das hölzerne Geländer gepreßt, auf der Galerie des Zirkus und sah bleich vor angespannter Aufmerksamkeit mit verzückten Blicken in die Arena, wo ein grellgekleideter Clown, der Liebling des Publikums, Purzelbäume schlug.
Der schlangenartig gelenkige Körper des Clowns, der in üppige Falten von rosa und gelbem Atlas gehüllt war, flimmerte in den verschiedensten Stellungen auf dem dunklen Hintergrund der Arena; seine Bewegungen waren bald leicht und anmutig, bald häßlich oder komisch; er hüpfte wie ein Ball in die Luft, schoß gewandt einen Purzelbaum, fiel auf den Sand nieder und rollte schnell dahin. Dann sprang der Clown wieder auf die Füße, stand kühn und selbstbewußt da, sah munter ins Publikum und erwartete seinen Beifall.
"Das ist er ... der Clown!" sagte der Mann mit dem Bart und fügte mit breitem Lächeln hinzu: "Ganz genau erkenne ich ihn ... obgleich er jetzt richtig angezogen ist..."
Der Knabe hörte diese Worte und sah den Mann mit der Zigarre, der inmitten der Arena stand und den Leuten in den roten Livreen, die dort beschäftigt waren, Anweisungen gab, scharf an. Das sollte der glänzende, gewandte Clown sein? Enttäuscht schüttelte der Junge den Kopf. Es mißfiel ihm, daß ein so wunderbarer Mensch sich wie ein gewöhnlicher Modeherr kleidete. Wenn er, Mischka, ein Clown wäre, würde er in dem grellen weiten Atlaskostüm mit Goldbesatz und mit der hohen weißen Mütze auf die Straße gehen. Und entschieden unzufrieden mit dieser unliebsamen Verwandlung des Artisten in einen ganz gewöhnlichen Menschen verließ Mischka den Zirkus.
Maxim Gorki, Die Kinder aus Parma, Berlin - DDR 1976, S. 31 ff.
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