Das erste große Internat. Clownsfestival, an dem ich teilnahm, war die "World Clown Convention" 1991 in Bognor Regis an der Südküste Englands. Ein kleines verschlafenes Nest, wohl weil es nur wenige Touristen gab. Zudem war das Wetter an der Küste recht windig, so daß den Spaziergängern die Hüte wegflogen. Auf einem freien Platz hatte man ein ziemlich großes Zirkuszelt aufgestellt. Insgesamt waren es etwa 700 Clowns aus aller Welt. Auch eine ganze Schiffsladung buntgekleideter Amerikaner, einer schöner als der andere. Ich war nicht der einzige deutsche Clown. Ein paar Kollegen aus
Hamburg, an deren Namen ich mich nicht entsinne, waren auch noch eingeladen. Ich
weiß nur, daß sie sich während ihrer Vorstellung gegenseitig einseiften
und eine Zuschauerin gleich mit. Ein schöner Spaß auf Kosten anderer...
Vehikel falsch geparkt
Ich war damals mit dem Auto gekommen, per Schiff über den Ärmelkanal, und hatte als ich ankam gleich am nächsten Tag einen Strafzettel unterm Scheibenwischer, wegen falschen Parkens. Das war aber nicht weiter schlimm und blieb folgenlos. Die Polizisten werden sich wohl darüber gewundert haben, daß rechts kein Lenkrad zu erkennen war.
Wir wohnten in einem gemütlichen Bungalowdorf nicht weit von Strand. Und es war schon lustig, wenn man jeden Tag irgendwelchen Clowns begegnen konnte, die kostümiert und mit Einkaufstüten in der Hand in unser Dorf zurückkehrten. Es gab eine große Clownsparade durch die Stadt, mehrere Vorstellungen für alle Altersgruppen und am Ende eine Galashow mit einigen ausgewählten Programmen. Ich freute mich, dabei zu sein, hatte auch einen guten Auftritt.
Hauptpreis der World Clowns Convention 1991
Als am nächsten Tag zur Sonntagsmatiné verkündet wurde, wer den Hauptpreis erhalten hatte, rief der Ansager im Zirkuszelt: "...and the winner is... CLOWN GERRIT from Germany!" - Ich war echt überrascht. Tatsächlich hatte ich den Hauptpreis von über 700 Clowns aus aller Welt erhalten. Das stand also nun in allen Zeitungen. Ich war der Held des Festivals Und irgendwer schickte mir viel später dieses schöne Bild.
Der Pfarrer mit der roten Nase
Das kurioseste, was ich dann erlebte, war am Nachmittag ein Clownsgottesdienst in einer sehr schönen Kathdrale. Man hatte uns gesagt, wir sollten doch alle im Kostüm erscheinen. Und ich dachte dabei immerzu: Wann geht denn nun die Vorstellung los? Aber alle blieben brav auf ihren Bänken sitzen und der Pfarrer erschien im Talar - mit einer Clownsnase und hielt eine feierliche Ansprache. So etwas hatte ich noch nicht gesehen! So war das damals vor 23 Jahren in Südengland. Heute schreiben wir das Jahr 2014.
Nachlese viel später - am 24. September 2012
Was findet man da nicht alles noch nach so vielen Jahren für nette kleine Erinnerungen! In seinem Blog "Thought for a week" schreibt Bruce 'Charlie' Johnson:
"Clowns
frequently evaluate each other based on their appearance. In the hobby
of competitive clowning, appearance is a major factor in awarding
prizes. When I open a clown magazine I often form a first impression
based on photos of the article's author or subject. (I have learned that
first impression is not always correct.) Some people define a clown
based solely on appearance. In their opinion if an entertainer does not
look a specific way they are not a clown."
"Clowns bewerten einander oft nach ihrem Äußeren. Bei dem Hobby der miteinander konkurrierenden Clownerie ist das Äußere ein Hauptfaktor bei der Verleihung von Preisen. Wenn ich eine Clown-Zeitschrift aufschlage, beruht mein erster Eindruck häufig auf den Fotos des Autors eines Artikels oder Beitrags. (Ich habe erfahren, daß der erste Eindruck nicht immer richtig ist.) Einige Menschen definieren einen Clown allein nach seinem Äußeren. Wenn ein Unterhaltungskünstler nicht danach aussieht, dann ist er ihrer Meinung nach kein Clown."
Und dann schreibt Bruce über mich:
"Ich lernte, mich nicht zu sehr auf das Äußere zu verlassen, als ich 1991 an der World Clown Convention in Bognor Regis, England teilnahm. Es war das erste Mal, daß ich an einer Clown-Bildungsveranstaltung außerhalb der Vereinigten Staaten teilnahm. Ich sah die Vorstellung von Clown Gerrit aus Deutschland. Er hatte nicht irgendein übertriebenes Make-up, aber er agierte sicher als Clown. Viele Menschen, mit denen ich sprach, meinten, er sei der beste Unterhaltungskünstler der Internationalen Europäischen Galashow."
Nachbemerkung: Gleich am ersten Tag war aufgefallen, daß vor allem die US-Amerikaner mit ihren knallbunten Kostümen großen Wert auf Äußerlichkeiten legten. Ich halte nichts von derlei oberflächlichem Gehabe, noch viel weniger davon, auf Kosten anderer Leute sein Scherz zu treiben.
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