Dienstag, 9. Februar 2010

Das künstlerische Ideal

Das Elementare und Einfache kann leicht, allzuleicht in die Primitivität abgleiten. Das würde eine Aufhebung des künstlerisch-ästhetischen Ideals und damit eine Aufhebung der künstlerischen Gestaltung überhaupt bedeuten.

Nehmen wir den komödiantisch außerordentlich begabten Clown Tandarica (ein rumänischer Clown im Staatszirkus Bukarest, der in den 60er Jahren u.a. auch in Madrid zweifelhafte Erfolge feierte, G.J.) ... Er serviert als Kellner einem Gast Spaghetti. Aber da er betrunken ist, rutschen ihm diese vom Teller. Sie bleiben an seinen Schuhen kleben. Mit einem Besen kehrt er sie wieder auf den Teller zurück und serviert sie dem Gast.

An diesem Punkt hört trotz aller Begabung dieses Clowns die Kunst auf. Das künstlerische Ideal Tandaricas ist gleich Null. Trotzdem - und hier besteht die große Gefahr einer solchen verantwortungslosen Gestaltung - tobt das Publikum vor Lachen. Es gelingt Tandarica, das Publikum auf das primitivste Niveau hinabzuziehen. Auf ein solches Phänomen weist bereits Hegel hin: "Überhaupt läßt sich nichts Entgegengesetzteres finden als Dinge, worüber die Menschen lachen. Das Platteste und Abgeschmackteste kann sie dazu bewegen..."*

Quelle: Mario T u r r a , Das Lachen des Clowns, Berlin 1972, S.108
*Zitat: G.W.Hegel, Ästethetik, Bd.I, Aufbau-Verlag, 1965, S.552.

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