Donnerstag, 19. April 2012

...was ist daran so komisch?

Wirklich kann eine Handlung nur dann zutiefst komisch sein, wenn sie mit vollem Ernst ausgeführt wird, wenn der Mensch seine eigene Komik nicht bemerkt. Das ist für die Schauspielkunst besonders wichtig. Je ernster der Schauspieler sich zu den komischen Schicksalen seines Helden verhält, je tiefer er sich in ihn hineinversetzt und sich die gesamte Logik im Verhalten der Figur zu eigen macht, desto tiefer ist die Behandlung des komischen Wesens der Rolle. Wirkliche Komik wird im Theater nicht durch die Bemühungen des Schauspielers lebendig, den Zuschauer um jeden Preis Lachen zu machen, sondern durch ernsthafte, innerlich überzeugte Befolgung der Logik in den Handlungen des gegebenen Charakters unter den gegebenen komischen Umständen.


Die Erkenntnis der Komik einer Erscheinung erfordert aktive schöpferische Arbeit des menschlichen Gedankens.

Jurij Borew, Über das Komische, Aufbau-Verlag Berlin, 1960, S.125ff. (Zeichnung: Kladderadatsch, 1848)

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