So viele reden über Freiheit …
und dabei wird der Begriff gern mißbraucht. Künstlerische Freiheit entsteht, wenn es dem Künstler gelingt, geistige Bindungen an die fortschrittlichen Kräfte in der Gesellschaft zu finden, wenn er die historische Dimension seiner Zeit begreift, wenn er Werke mit humanistischem Inhalt und menschenwürdigen Lösungen schafft. Doch auch diese Freiheit will erkämpft sein. Die finanzielle (und geistige) Abhängigkeit von möglichen Geldgebern schränkt seine Freiheit ein. Nur in der Übereinstimung mit der "organisierenden Grundidee der Geschichte" (Maxim Gorki) und nicht außerhalb oder gegen sie kann der Künstler seine Freiheit verwirklichen. Eine illusionäre Unabhängigkeit und Bindungslosigkeit des Künstlers gegenüber den Realitäten seiner Zeit und gegenüber ihren progressiven Elementen führt zu seiner Isolierung und Vereinsamung. Was daraus entsteht, ist niemals Kunst, sondern allenfalls ein elitärer Zeitvertreib, ist niemals Kreativität, sondern lediglich weltfremde Phantastik. So hat auch der Künstler seine Verantwortung. Erinnern wir uns nur an PICASSO und seine mutige Stellungnahme gegen die Zerstörung der Stadt Guernica durch die deutschen Faschisten!
"Die Bevölkerung dieses Deutschlands liebt die Freiheit wohl nicht mehr oder weniger als die Menschen anderer Länder – und anderer Zeiten. Und auch wir Kulturschaffenden brauchen Freiräume für unsere Arbeit so dringlich, wie wir uns freie Menschen wünschen als Genießende unserer künstlerischen Werke. Wir stellen aber fest, daß es auch Freiheitsprediger gibt, mit deren Zielen wir uns nicht einverstanden erklären. Daher diese Klarstellung:
Unsere Freiheit wächst, wenn unsere Arbeitsplätze nicht aus Profitgründen vernichtet werden dürfen. Eure Freiheit bedeutet, daß unsere Freiheit vor dem Betriebstor aufhört.
Unsere Freiheit wächst, wenn Eltern gut schlafen können ohne Sorge darum, ihren Kindern aus Geldmangel keine gesunde Ernährung bieten zu können. Eure Freiheit bedeutet Bildungsgutscheine für Kinder und Leistungskürzungen für Familien.
Unsere Freiheit ist auch der Traum, daß irgendwann alle Menschen auf der Welt jeden Tag satt werden. Eure Freiheit bedeutet den Raub der Bodenschätze dieser Erde und den Hungertod von täglich 30.000 Kindern.
Unsere Freiheit wächst, wenn alle Menschen ein Recht auf einen Existenz sichernden Arbeitsplatz haben. Eure Freiheit bedeutet die Terrorisierung von Armen und Arbeitslosen durch Fallmanager und Hartz IV.
Unsere Freiheit wächst, wenn Theater, Bibliotheken, Schulen und Bäder bleiben. Eure Freiheit bedeutet, daß Ihr weiterhin die Banken und Unternehmen schmiert und ihnen auf unsere Kosten uneingeschränkt die Zockerei gestattet.
Unsere Freiheit wächst, wenn Migranten mit Menschenwürde und Respekt behandelt werden. Eure Freiheit bedeutet Abschieberegeln, Integrationsprüfungen und Diskriminierung.
Unsere Freiheit wächst mit der Erfüllung des Versprechens, daß von deutschem Boden nie wieder Krieg ausgeht. Eure Freiheit bedeutet Kriegseinsätze der Bundeswehr mit Beteiligung an der Ermordung unschuldiger Menschen.
Unsere Freiheit wächst mit der demokratischen Mitgestaltung aller gesellschaftlichen Verhältnisse. Eure Freiheit ist der Abbau von Bürgerrechten und Polizeigewalt.
Unsere Freiheit wächst, wenn das sofortige Verbot der NPD und aller neonazistischen Organisationen durchgesetzt ist. Eure Freiheit bedeutet die Bespitzelung von Demokraten und Nazigegnern.
Unsere Freiheit wächst, wenn wir keine Angst vor existentieller Unsicherheit im Alter haben müssen. Eure Freiheit bedeutet die Abschaffung der Rente und des Sozialstaats.
So viele Freiheiten … Eure wollen wir nicht."
(Soweit ein Aufruf der Kulturinitiative)
Über 1700 Künstler und Kulturschaffende, andere Persönlichkeiten und Organisationen haben seit Sommer 2009 den bundesweiten Aufruf www.unruhestiften.de unterzeichnet. Es ist ein Aufruf gegen rechts, gegen die Abwälzung der Krisenfolgen und für die Umverteilung von oben nach unten, gegen die Kriegspolitik der Bundesregierung – und für die Förderung der kulturellen Vielfalt.
"Nicht in der geträumten Unabhängigkeit von den Naturgesetzen liegt die Freiheit, sondern in der Erkenntnis dieser Gesetze, und in der damit gegebenen Möglichkeit, sie planmäßig zu bestimmten Zwecken wirken zu lassen." (Lenin,Werke, Bd.38, S.153)
"Nicht in der geträumten Unabhängigkeit von den Naturgesetzen liegt die Freiheit, sondern in der Erkenntnis dieser Gesetze, und in der damit gegebenen Möglichkeit, sie planmäßig zu bestimmten Zwecken wirken zu lassen." (Lenin,Werke, Bd.38, S.153)
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