Der für seine witzigen Einfälle bekannte Dichter und Schriftsteller sucht hier Anführer und Ausführer. Beide sind freilich nicht demokratisch dazu legitimiert. Letztere warten möglicherweise noch ihre Emanzipation ab, was allerdings den hier beanstandeten Zustand der Welt kaum verändern dürfte. So wird wohl der Fortschritt noch eine Weile auf sich warten lassen müssen...
Der Fortschritt ist keine Leiter. Es gibt immer den nächsten Schritt, aber es gibt kaum einen Grund für die Annahme, daß man, hat man ihn getan, den weiteren Ausblick genösse, geschweige den schöneren. Das Ziel ist deutlich, es heißt Emanzipation der Menschheit. Aber Errungenschaften, die sich unter entwickelten Verhältnissen vereinbaren werden, bekämpfen sich im Verlauf der Entwicklung. Weiterkommen in einer Hinsicht ist Zurückgehen in einer anderen; das Wahre ist oft häßlich, und das Gute lügt; Verlust begleitet den Gewinn. So lange die Geschichte dauert, ist der Zustand der Welt notwendigerweise unbefriedigend.
Die meisten Leute halten einen Zustand für billigenswürdig, weil er besteht. Sie beurteilen das Muster der Dinge und ändern an ihm herum, aber sie tun es nach Maßgabe seiner eigenen jeweiligen Gesetze; solches Urteilen ist Beipflichten, solches Ändern Festigen. Nur wenige haben die Gabe, die vorhandene Welt, denkend oder fühlend, mit der möglichen Welt zu vergleichen und sie in ihrer abscheulichen Unvollkommenheit zu begreifen. Ihre Kategorien sind nicht von dieser Welt; sie haben es schwer, sich wirksam oder nur verständlich zu machen. Man nennt sie Genies, und sie sind nicht überflüssig.
Zu den Genies zählen die Helden. Nicht einmal sie sind überflüssig. Es ist nicht wahr, daß die Aufgaben, die die Geschichte der Menschheit stellt, sich von allein lösen: es braucht Anführer und Ausführer. Wahr ist, daß die historischen Aufgaben ihren Löser allzeit zu finden wissen; besorgt es der nicht, besorgt es jener...
Peter H a c k s , Die Maßgaben der Kunst, S. 346
Ergo: Nur das Genie beherrscht das Chaos! Und während die Philosophen die Welt noch beobachten, anstatt sie zu verändern, gebührt der bürgerlichen Kunst das zweifelhafte Verdienst, das Chaos noch zu vermehren...
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