Eines Tages gesellte sich ein Philosoph zu uns. Er kam aus dem Hechtviertel, und war ein armer Teufel. Mit übermäßig großem Kopf, weichlich und rund von Gliederbau, erschien er uns wissend und weise. Immer trug er Bücher in der Tasche, uns unbekannten Inhalts. Seine Rede war dunkel und verworren, obwohl er sich in jedem zweiten Wort auf Logik stützte. Wir hörten ihm gern zu, seine weiche, leise Stimme umhüllte uns und führte uns in unbekannte weltweite Fernen. Er wollte uns zu seinen Jüngern machen, zu "All-All"-Menschen, den Weisen und besonderen des Menschengeschlechts. In langen nächtlichen Spaziergängen über die Loschwitzer Höhen hinaus sprach er herrliche Gedichte Hölderlins und Rilkes. Sie berauschten uns, und träumend schritten wir durch die nächtliche Landschaft. (...)
Allmählich gingen unsere Wege auseinander. Viel später sah ich ihn als dickhintrigen SA-Mann herumlaufen. Das also war seine real gewordene "All-All-Vorstellung" vom besonderen Menschen. Später habe ich noch viele Spielarten von "Idealisten", Anarchisten und sonstigen Weltverbesserern kennengelernt. Viele von ihnen gingen einen ähnlichen Weg und wurden zu Faschisten in der Zeit, da es in Deutschland am finstersten war.
Hans Grundig, Zwischen Karneval und Aschermittwoch - Erinnerungen eines Malers, Dietz Verlag Berlin 1986, S.63 f.
Ich bin ein Clown!
Vielleicht kann man das lernen. Aber ich bezweifle das! Natalja Rumjanzewa schrieb dereinst über den berühmten sowjetischen Clown Karandasch, der beinahe 50 Jahre lang zu den beliebtesten Clowns des vergangenen Jahrhunderts gehörte: "Karandasch war eben besonders talentiert. Manch einem seiner Kollegen mangelte es vielleicht an diesem alles bezwingenden Wohlwollen, dieser Energie und dieser Kunst, selbst Schwächen der Menschen noch sympatisch zu machen."
Deshalb gibt es wohl auch so wenige wirklich gute Clowns...
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen