Es war Sonntagabend. Vor dem Auftritt hatten wir die große Bühne am Marktplatz von Praia de Vitória noch beräumt und einen alten schwarzen Vorhang entfernt. Endlich war es 22 Uhr – schon nicht mehr ganz so heiß wie am Tage. Etwa 300-400 Besucher hatten auf den Stühlen vor der Bühne Platz genommen, einige standen. Die Internationale Clowns Show konnte beginnen. Mit viel Tempo und Charme zeigten die M-Brothers ihre Jonglage mit Bällen und Diabolos, dann kamen Clowns aus Belgien, Dänemark und England. Doch allmählich verbrauchte sich der Anfangsschwung. Drei komische Clowns schubsten auf der Bühne nur noch herum – die Show wurde schlecht. "I hate clowns" (ich hasse Clowns) - so dachte ich. Der vorletzte im Programm war ich. Nach mir kam noch ein Amerikaner mit einer musikalisch-untermalten Zirkusnummer. Doch immerhin – die Leute blieben alle auf ihren Stühlen sitzen.
Nun war ich dran - wie man so sagt - und sollte das Programm mit meiner Darbietung wenigstens ein bißchen aus dem Minus herausreißen. Allerdings hatte ich kurzfristig noch etwas geändert: meine Masken waren aus Transportgründen zu Hause geblieben. Ich kam also auf die Bühne, hatte mich – wie man das als Clown so macht – mit meiner Konzertina auf die Stuhllehne gesetzt und ein paar Töne gespielt, als aus einer Seitengasse mit lautem „Um-ta-ta“ ein Straßenorchester herangezogen kam. Der Zwischenfall erschien mir nicht ganz unwillkommen. Natürlich war an eine Fortsetzung der Vorstellung nicht mehr zu denken. Da ergriff ich kurzerhand mein „imaginäres“ Fernglas und schaute interessiert zu jener Ecke, wo die Kapelle gleich auftauchen würde. So war es dann auch. Ich winkte und hüpfte sichtbar vor Begeisterung. Die Zuschauer erhoben sich von ihren Plätzen und taten es mir nach. Einige stiegen ebenfalls auf ihre Stühle und guckten. Nun ging ich von der Bühne herunter und mußte herzlich lachen: „It rained in my Parade!“ (Es hat in meine Parade geregnet.) Sollen wir nun weitermachen oder nicht? Clown Bluey, der die Regie hatte, meinte: Unbedingt!
Das Blasorchester zog von dannen. Ich stieg also wieder hinauf auf die Bühne und setzte mich auf meinen Stuhl. Da geschah es: Ich hob ich den Finger an den Mund und – plötzlich war, wie durch einen Zauber, Ruhe auf dem Markt. Nun konnte ich mit neuem Schwung mein Programm ungestört zu Ende bringen. Ich bekam den meisten Applaus, und hinter der Bühne fielen die Kollegen mir begeistert um den Hals und gratulierten mir. Die Show war gerettet! (6. August 2008)
Freitag, 8. August 2008
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